24.05.2009

MOTOWN 50





50 Jahre ist es her, dass der ehemalige Boxer Berry Gordy seine eigene Plattenfirma gründete, mit $800 Dollar, die er sich bei seinen Geschwistern und Eltern lieh – um nicht wieder über den Tisch gezogen zu werden, wie für die kleineren Hits, die er vorher für andere Sänger geschrieben hatte. 1959 gründete er das Tamla Records, das er kurze Zeit später in Motown umtaufte und das bis weit in die 70er Jahre hinein Pop-Geschichte(n) geschrieben hat. Es wurde eines dieser seltenen Labels, bei dem man umstandslos jede Platte am Sound erkennt. Dem Sound von Hitsville, U.S.A., oder wie Gordy ihn nannte: "The Sound of Young America".



Auf dem Höhepunkt des Erfolgs lieferte Motown den Soundtrack und die Stars für ein aufstrebendes schwarzes und weisses Amerika abseits der Segregation.

Vor Motown beherrschte das System Elvis die Pop-Kultur. Wer mit schwarzer Musik in den Mainstream wollte, durfte schwarz klingen, musste aber weiss sein. Motown dagegen war nicht nur "black owned", es brachte die schwarzen Künstler selbst in die vormals schneeweissen Charts.



Ob es die Jackson 5 mit dem damals noch schwarzen Michael Jackson waren, der blinde Stevie Wonder, die glamourösen Diana Ross & the Supremes, Marvin Gaye - der Frauenschwarm und gleichzeitig Gewissen der schwarzen Bewegung, der sensible Poet Smokey Robinson oder die eleganten The Temptations – alle gewannen ein weisses Publikum. Ohne das schwarze zu verlieren. In den Anfangszeiten mussten die Künstler, die mit dem Motown Bus quer durch die USA reisten, noch mit den schlimmsten Auswüchsen des Rassismus kämpfen. Nicht nur einmal wurde auf den Bus geschossen oder drohte der Ku-Klux-Klan damit, die Motown-Familie auszulöschen. Teilweise wurden die Platten ohne Bild auf dem Cover veröffentlicht, nur mit dem Titel, damit die Leute nicht schon beim Anblick eines schwarzen Künstlers auf dem Cover Reissaus nahmen.



Zwischen 1961 und 1971 veröffentlichte Motown Platten am Fliessband - im wahrsten Sinne des Wortes. Die Komponisten und Texter schrieben ohne Pause und ermöglichten in diesen 10 Jahren sagenhafte 537 Single-Veröffentlichungen. Davon schafften es 357 in die US Charts, unglaubliche 110 in die Top 10 und 28 Singles schafften sogar den Sprung auf Platz 1.



Aber es war nicht alles Gold was bei Motown glänzte. Berry Gordy führte seine Firma autokratisch und knechtete seine Künstler mit Verträgen, die ihn zu einem reichen Mann machten, an denen seine Sänger und Sängerinnen aber teilweise verzweifelten und im Fall von Florence Ballard sogar einen Menschen zugrunde richtete. Ballard, die 1967 The Supremes verlassen musste, verwand es nie, dass ihr Chef Diana Ross zur Königin von Motown machte und Ballard's Solo-Versuchen alle möglichen Steine in den Weg legte. Verarmt und vom Leben enttäuscht starb Flo 1976 mit nur 32 Jahren an einer Thrombose.

Claudette, die Ehefrau von Smokey Robinson und Sängerin seiner Band The Miracles, hatte bedingt durch den von Gordy auferlegten Stress sieben Fehlgeburten, bevor sie ihr erstes Kind bekam – das ist der Hintergrund, vor dem u.a. The Track Of My Tears entstanden ist.



Gordy's Faszination mit Diana Ross war es auch, die einen nicht zu unterschätzenden Anteil an dem Niedergang hatte, der für Motown in den 70ern begann.



In seinem Streben, aus Ross einen Showbiz-Welt-Super-Star zu machen, schlief sein Interesse an der Plattenfirma ein. Während er mit phänomenalen Erfolg Ross' Musik-Karriere und mit sehr überschaubarem Erfolg ihre Film-Karriere antrieb, verlor Motown seine Künstler an andere Firmen. Zuletzt ging Ross selbst. Diana Ross und Berry Gordy haben eine gemeinsame Tochter, die 1971 geborene RhondaSuzanne - das hat Diana in ihrer Autobiographie verraten.


1988 verkaufte Gordy sein Label und zog sich aus dem Geschäft zurück. Doch Motown existiert bis heute wenn auch als ein Universal Music-Label unter vielen.



Trotz allem ist Motown auch heute noch ein beständiger Teil der Pop-Kultur und die zeitlosen Motown Hits werden immer noch gespielt, die CDs immer noch verkauft, in unzähligen Filmen werden Motown Songs verwendet und das Gefühl, dass die Lieder damals vermittelten - es überkommt einen auch heute noch.
Motown 50 - die Legende lebt weiter.

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